Berlin, den 23.12.2024
Böllerersatzzone in Grunewald
Berliner:innen aus verbotsbelasteten Bezirken knallen dieses Jahr im Villenviertel
- Repressive Feuerwerksverbotszonen sorgen für stadtweite Ausweichsbewegungen – dieses Jahr insbesondere nach Grunewald
- Präsenz im Villenviertel in Zeiten fahrlässiger und aggressiver Kürzungen im sozialen Bereich ein klares Signal für 2025: es wird knallen!
- Geringe Baudichte durch Einfamilienvillen gibt genügend Flächen für sicheren Feuerwerksspaß zum Jahreswechsel
Feuerwerksverbotszonen und Feuerwerksersatzflächen
Mehrere Berliner Kieze sollen zum Jahreswechsel als sogenannte „Böllerverbotszonen“ eine polizeiliche Militarisierung erfahren. Durch tausende gewaltbereite Polizist:innen, kilometerlange Absperrungen und Flutlichtanlagen wird die Feier zum Jahreswechsel für die Anwohner:innen so verunmöglicht. Betroffene Mitbürger:innen suchen daher geeignete Ausweichsflächen in der Stadt, auch im Villenviertel Grunewald. „Wir begrüßen die zündende Idee von Mitbürger:innen aus verbotsbelasteten Bezirken, den Jahreswechsel dieses Jahr in Grunewald mit Feuerwerk zu empfangen“, so QM-Sprecherin Frauke Geldher. „Grunewald bietet ausreichend Flächen für den Feuerwerksspaß zum Jahreswechsel. Im Vergleich zu Schöneberg, Wedding und Neukölln sei es hier möglich, weitestgehend unbehelligt von absurden Absperrungen, Vorverdächtigungen und Kontrollen das neue Jahr zu begrüßen.“ Das Villenviertel, in dem es normal ist, Geld im großen Stil zu verpulvern, ist zudem ein optimaler Safe-Space vor den chauvinistischen Böller-Diskursen. Geprägt von moralischer Überheblichkeit wird im Kontext der Feuerwerksdebatte Menschen mit weniger Einkommen immer wieder das Recht abgesprochen, einmal im Jahr Geld für das vergängliche Feuerwerksvergnügen auszugeben.
„Gemeinsam Reinrutschen“ – wegweisender Start für 2025
Das Quartiersmanagement Grunewald sieht in der Böllerersatzzone nicht nur eine Kompromisslösung, sondern einen symbolischen Neustart: „Silvester ist ein Fest, bei dem sich die Bevölkerung über Zäune, Geschmacks- und Einkommensgrenzen hinweg begegnet. Wo es friedlich verwendet wird, ist meist das Feuerwerk der Anlass, zu Mitternacht überhaupt auf die Straße zu treten und sich zu begegnen. Keine andere Festivität sorgt für so viele Situationen, in denen man sich auf der Straße in gelöster Simmung gegenseitig das Beste für die Zukunft wünscht“, so Frauke Geldher. „Als Quartiersmanagement sehen wir in dieser wohlwollenden Atmosphäre enormes Potential für eine künftige Zusammenarbeit“. Auch daher begrüßt das Quartiersmanagement Grunewald die Initiative einiger Bürger:innen, sich ab spätem Abend im Problembezirk aufzuhalten. Zumindest für eine Nacht sorgt der Besuch aus der Kernstadt in dem sozial verödeten Stadtteil für die berühmte Berliner Mischung. „Gerade zum Zeitpunkt massiver und skrupelloser Kürzungen im sozialen und kulturellen Bereich ist der Besuch ‚wenn die Nacht am tiefsten ist‘, ein klares Signal für 2025: Es wird knallen!“ Symbolisch wird dies wohl schon zum Jahreswechsel durch den massiven Einsatz von Feuerwerk der Fall sein.
Keine koordinierte Jahreswechsel-Feier geplant
Das QM Grunewald plant keine eigene Feier, so Frauke Geldher: „Das Schöne an Silvester ist ja gerade das ungeplante, zufällige, informelle Auf-der-Straße-Stehen. Aus unserer Arbeit wissen wir: Der Johannaplatz und seine umliegenden Straßen sind der Ort, an denen sich die sonst eher sozial schwach aufgestellten Grunewalder:innen doch mal hinter den Zäunen vorwagen und sich geselligen Situationen öffnen. Dieses feierliche Treiben könnte für entspannte Gespräche mit der Hausbesitzer-Szene und Anstoßen auf eine gemeinsame Zukunft genutzt werden.“ Insofern vertraut die seit 2018 im Problembezirk engagierte Institution auf die vernünftige Selbstorganisation der autonomen Streetworker:innen. „Auch wenn der Bezirk weit weg und isoliert erscheint – mit den Buslinie M29 kann man z.B. aus Kreuzberg direkt dort hin fahren: Von der Böllerverbotszone zur Böllerersatzfläche in nur 50 Minuten“. Von einem erhöhten Sicherheitsrisiko sei indes nicht auszugehen: „Auch wenn es sich in der üblen Gegend rund um den Johannaplatz um einen Kriminalitätsbelasteten Ort (KBO) handelt, schätzen wir die Lage als ungefährlich ein“, so Bärbel Bumms, Sicherheits-Expertin des QM Grunewald: Selbst die gefährlichsten Vermietäter und Finanzextremist:innen werden wohl ab 22:00 keine Wohnungskündigungen und Rüstungsaktien mehr zeichnen“. Ob Polizeieinsatzkräfte verstärkt vor Ort sein werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden. Dass im Problembezirk Grunewald jedoch nur annähernd so polizelich hochgerüstet wird, wie in Vierteln mit einkommensschwachen Haushalten, ist nicht zu erwarten – schließlich sei in Berlin auf klassistische und rassistische Einsatzplanung noch Verlass.
Das QM Grunewald wünscht allen Kräften, die sich für die Umverteilung von Oben nach Unten und von Privat nach Öffentlich einsetzen, einen guten Rutsch und ein gesegnetes und explosives Neues Jahr 2025!
Kontakt
Die Pressesprecherin des QM Grunewald Frauke Geldher steht Ihnen für Anfragen und O-Töne gerne zur Verfügung.
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